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Lisa Kainz & Sophia Hochedlinger - Interview & Kuratierung

Bereits zum zweiten Mal findet das größte österreichische Jugendfilmfestival mit internationaler Ausrichtung nun unter der Festivalleitung von Lisa Kainz und Sophia Hochedlinger statt. Wir freuen uns, im Interview Einblicke in ihre Arbeit und die Filmgeschmäcker der beiden gewinnen zu dürfen - und die Details dazu wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten!

 

2024 wird Wels mit YOUKI zum 26. Mal fünf Tage lang zum internationalen Hotspot für jungen Film, Medienkunst und Jugendkultur. Neben einem Kurzfilmwettbewerb für Animations-, Experimental-, Dokumentar- und Spielfilm gibt es Workshops, Talks und Party im Medien Kultur Haus und im Alten Schlachthof. Seit letztem Jahr findet das Festival unter der Leitung von Sophia Hochedlinger und Lisa Kainz statt.

Auch dieses Jahr werden unter der Jury von Bela Brillowska (Künstlerin und Filmemacherin), Sebastian Höglinger (ehemaliger Diagonale- und YOUKI-Leiter), Kim Lange (Kuratorin und Filmvermittlerin), Simon Olubowale (Künstler, Schauspieler und Drehbuchautor) und Elena Wolff (Schauspieler:in, Regisseur:in und Satiriker:in) die YOUKI-Awards vergeben. Wir freuen uns besonders, dabei den Austrian Award zu stiften.

Im folgenden Interview erzählen euch Sophia Hochedlinger und Lisa Kainz über die diesjährige Festivalausgabe, kollaboratives Arbeiten und über ihren eigenen Filmgeschmack. HIER geht es direkt zu den persönlichen Filmempfehlungen der YOUKI-Festivalleitung aus dem KINO VOD CLUB am Ende des Beitrags.

Das YOUKI findet dieses Jahr von 19.-23. November statt. Was dürfen wir uns dieses Jahr erwarten?

Mit YOUKI wird Wels dieses Jahr zum 26. Mal zum internationalen Hotspot für jungen Film, Medienkunst und Jugendkultur. Neben einem Kurzfilmwettbewerb gibt es Workshops, Talks und Party. Schüler:innen und Lehrlinge lernen spielerisch mit Medien zu arbeiten und kritisch mit unterschiedlichen Formen von Medien umzugehen. Besucher:innen können sich bei Musikvideo-, DJ- und Zine-Workshops kreativ ausprobieren. Auch Vernetzungsmöglichkeiten für junge Filminteressierte und die Newcomer der Filmbranche gibt es wieder. Im Alten Schlachthof wird bei der Nightline am Freitag zu AENGL und Lino Camilo getanzt und gefeiert.

Der Internationale Filmwettbewerb 2024 umfasst 67 Kurzfilme: mit dabei sind Animations- und Spielfilme, Dokumentationen, Musikvideos und Essays, witzige und verrückte Experimente und mutige Erzählungen.

Die Gewinner:innenfilme werden nach der Preisverleihung im KINO VOD CLUB präsentiert.

Das Programm umfasst eine Vielzahl an Highlights, wie Workshops, Competitions, Präsentationen und Exhibitionen. Was sollte man eurer Meinung nach keinesfalls verpassen?

Neben dem Filmwettbewerb sind ein paar unserer Highlights die diesjährigen Zine-making, Musikvideo- und DJ-Workshops. Ein Geheimtipp ist der YOUKI Karaoke Abend am Mittwoch, ein Lieblingsevent der YOUKI-Team-Members. Was sich auf alle Fälle auszahlt, ist am Freitag und am Samstag nach Wels zu kommen: da gibt es einen Literaturabend mit Aisha Franz und Margit Mössmer, gefolgt von der Nightline mit Lino Camilo und AENGL. Am Samstag werden bei der immer glamourösen und lustigen YOUKI Gala die Preise an die Gewinner:innen des Festivals vergeben und das Festival wird mit einer rauschenden Partynacht gebührend abgeschlossen. Die Trophäen für den Filmwettbewerb werden diesmal von der sehr spannenden jungen Künstlerin Mina Banabak gestaltet – bei der Gestaltung kann man ihr während der Festivaltage live im Festivalzentrum zusehen.

Das Festival ist seit 1998 ein Ort für junge Leute, Kino, Musik und Medien und fördert u. a. jungen Film. Welche Mission habt ihr konkret, bzw. was ist euch ein Anliegen beim YOUKI umsetzen zu können?

Wir möchten gern die Lust am Kino und am kreativen und künstlerischen Tun wecken. Und wir möchten etwas ermöglichen, das für angehende Filmemacher:innen das vielleicht Wichtigste für die eigene Entwicklung ist: die richtigen Leute finden. Kreative Kollaborateur:innen, Freund:innen und Menschen, die Lust haben, gemeinsam Dinge auszuhecken. Außerdem sollen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen einfach eine richtig gute Zeit haben, an die man sich gerne zurück erinnert.

Ihr habt seit letztem Jahr die Leitung des YOUKI übernommen. Was sind eure Learnings aus dem ersten Jahr und was habt ihr für dieses Jahr adaptiert?

Ich habe gelernt, dass es sehr hart ist, ins kalte Wasser geworfen zu werden, aber auch, dass man sich davon extrem viel mitnimmt. Zum Beispiel hab ich gelernt, dass es sich total lohnt, sich ein bissl mehr vom eigenen Perfektionismus zu verabschieden und sich selbst genauso zu vertrauen wie all seinen Team-Members. Das Wichtigste ist, dass die Menschen, die da sind, ein inspirierendes, bestärkendes, aufregendes und lustiges Erlebnis haben, das macht ein gutes Festival aus.

Lisa, du warst vor YOUKI bei anderen Festivals wie Crossing Europe (das wir übrigens auch jedes Jahr im Extended Programm haben), sowie Female Tracks. Was macht das YOUKI für dich so besonders?

Da ich bereits 2011 für ein paar Jahre fix bei YOUKI war, liegt mir das Festival ganz besonders am Herzen. Ich habe dort so viel gelernt, nicht nur über Filme. Man trifft viele tolle Menschen, die großartige Sachen machen und rückblickend merkt man auch, welche großartigen Sachen man selber gemacht hat. Neben dem Angebot, um das sich YOUKI jedes Jahr für sein Publikum bemüht, ist es auch ein Ort wo junge Menschen Kulturproduktion lernen können. Es sind alle willkommen, die sich einbringen wollen. Das ist in unserer Teamstruktur möglich und in sich schon etwas ganz Besonderes.

Als Filmschaffende hast du Sophia wahrscheinlich einen besonderen Blick auf die Filmauswahl. Was ist dir dieses Jahr speziell ins Auge gefallen?

Die Filmauswahl passiert bei uns im ganzen Team, unter Anleitung der Filmwettbewerbsleiterin Martina Genetti, ich hab aber natürlich auch mitgeschaut und da ist mir unter anderen Under the Debris von Derya Satir sehr präsent geblieben. Der Film ist in Österreich produziert und es geht um die Folgen des Erdbebens im Südosten der Türkei 2023. Derya Satir erzählt sehr emotional und mit sehr wenigen Mitteln von Momenten nach einer Katastrophe, und von der Ungewissheit nach dem Erhalt der schlimmsten Nachrichten.

Das YOUKI findet im Programmkino Wels, Medien Kultur Haus, Alter Schlachthof und Extrazimmer AG statt. Was macht diese Locations so besonders?

Das Medien Kultur Haus ist das Zuhause von YOUKI, ohne das es das Festival heute vielleicht gar nicht gäbe. Das MKH ist rund ums Jahr ein Experimentier-Ort für junge medienbegeisterte Menschen, da gibt es alles was man braucht: viel Platz, Ausstattung und Equipment und ein sehr unterstützendes Team unter der Leitung von Boris Schuld, der selbst einmal Co-Festivalleiter von YOUKI war. Das Extrazimmer sorgt für eine cozy Bar-Atmosphäre für YOUKI-Parties und Brunches, danke an dieser Stelle auch an Anna Greifeneder für die Gastfreundschaft. Der Alte Schlachthof ist das ganze Jahr ein kultureller Hotspot in Oberösterreich und ermöglicht YOUKIs Nightline-Konzerte und schillernde Gala-Abende. Nicht zu vergessen das Programmkino Wels, das unser gesamtes Filmprogramm hostet, Shout Out an Andrä Steiner und Astrid Winkler 🙂

Abgesehen vom YOUKI, welche Projekte verfolgt ihr abseits des Festivals?

Sophia: Ich mache Filme, gebe Community Building Workshops mit meinem Verein C.B.A. (Community Building Austria) und studiere seit diesem Jahr an der Akademie der bildenden Künste in Wien Kunst und Medien.
Lisa: Neben YOUKI bin ich als bildende Künstlerin tätig und bis Ende 2025 wurde mir auch die Projektleitung von “900 Jahre Gallneukirchen” anvertraut, worüber ich mich sehr freue. Des Weiteren betreibe ich in Linz mit Marlene und Matthias Reischl-Zauner den Kulturverein Sirup, in dem wir regelmäßig experimentelle Veranstaltungen organisieren.

Was ist euer Pro-Tipp für Kinobesucher:innen?

Sophia: Vor Karaoke Party ein gutes Lied aussuchen, ins Festivalzentrum kommen zum abhängen.
Lisa: Mein Festival Pro-Tipp ist: nicht schüchtern sein und das Gespräch suchen, YOUKI Friends are made to last.


Die Lieblingsfilme der YOUKI-Festivalleitung aus dem KINO VOD CLUB

Was ich besonders mag ist, wenn Filmemacher:innen sich trauen, ihre eigenen, persönlichen Geschichten auf ihre ganz eigene Art zu erzählen. Ich mag Roughness und Humor und einen sensiblen, zarten und genauen Umgang mit Charakteren und deren Lebensrealitäten.
Sophia Hochedlinger
Ganz ehrlich bin ich immer glücklich mit einem Film, wenn ich spüre, dass die Macher:innen versucht haben, etwas zu erzählen, ohne vorrangig darauf zu achten, wie es im Endeffekt rezipiert wird. Besonders im Hinblick auf Mainstream-Produktionen, die vorrangig eine breite Masse befriedigen sollen. Ich mag es auch gern ein bisschen sperriger. Meine Filmauswahl hier ist stark YOUKI beeinflusst.
Lisa Kainz

BEATRIX
von Milena Czernovsky & Lilith Kraxner

Ich mag Filme, in denen Menschen nix machen.
Sophia Hochedlinger

Jetzt oder morgen
von Lisa Weber

Ich liebe es, wie Lisa Weber Geschichten erzählt.
Lisa Kainz

Geh Vau
von Marie Luise Lehner

Als ich den Film zum ersten Mal gesehen hab, wusste ich nie, wohin die Geschichte führt und was genau gerade passiert, aber ich hatte durchgehend Spaß und liebe die Verspieltheit und den Humor in diesem Film.
Sophia Hochedlinger

Paradies! Paradies!
von Kurdwin Ayub

Auch hier mag ich es, wie Dokumentation genutzt wird.
Lisa Kainz

PARA:DIES
von Elena Wolff

So überzeugend echt, dass man sich immer wieder daran erinnern muss, dass es kein dokumentarischer Film, sondern ein Spielfilm ist. Grandios gespielt von Elena Wolff, Julia Windischbauer, Selina Graf und Melanie Sidhu.
Sophia Hochedlinger

Oh Yeah, She Performs!
von Mirjam Unger

Spannend, sich das 2024 anzuschauen.
Lisa Kainz

Erdbeerland
von Florian Pochlatko

Selten so gut Teenager-Gefühle erzählt gesehen. Außerdem so eine schöne Konservierung von dieser Zeit.
Sophia Hochedlinger

C-TV (Wenn ich dir sage, ich habe dich gern…)
von Eva Egermann & Cordula Thym

Hier ist alles irgendwie anders und das ist gut.
Lisa Kainz

Will My Parents Come to See Me
von Mo Harawe

Ganz großes Kino von einem der rising Stars des österreichischen Films, Mo Harawe.
Sophia Hochedlinger

Twinni
von Ulrike Schweiger

Ein Film über das Heranwachsen mit Hindernissen, auch interessant, weil er schon über 20 Jahre alt ist.
Lisa Kainz

Credits: Porträt (c) Leah Hochedlinger