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Diagonale'23 Preisträgerfilme - Programmschwerpunkt
Jedes Jahr aufs Neue präsentiert die Diagonale das aktuelle heimische Filmschaffen in seiner Vielfalt. Die Preisverleihung ist dabei immer ein besonderers Highlight. Zur Einstimmung haben wir ein Programm mit letztjährigen Preisträgerfilmen zusammengestellt. Mit FEMINISM WTF, DAS TIER IM DSCHUNGEL, SOULS OF A RIVER und C-TV (WENN ICH DIR SAGE, ICH HABE DICH GERN…) darunter vier VOD-Premieren.
Tizza Covi & Rainer Frimmel für
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“Our grand prizewinner is a film that delighted and engaged us and never stopped surprising us. It is a melancholic and yet vibrant and lively portrait of a flawed character who somehow finds it in her battered heart to treat those around her with the shining decency and compassion she herself is frequently d nied. This tale of resilience and evolution sees her develop throughout the film, almost as much as we do alongside her, as we’re forced to reconsider our own preconceptions and judgements and to realize just what a rare and beautiful gift she has: being able to give love out into a world that doesn’t always love her back.”
„Der Spezialpreis der Jury geht an ein Drehbuch, das uns mit seiner Wildheit und Emotionalität eingenommen hat und dessen Hauptfigur uns in einen Bann schlägt und nie gleichgültig lässt. Mal will man sie wachrütteln, mal will man sie in den Arm nehmen, aber man kann sich nie von ihr abwenden. Bei aller Verletzbarkeit wird sie nicht komplett gebrochen, sie gibt ihren Lebenswillen nicht auf und will ihrerseits anderen Menschen helfen. Trotz aller Widrigkeiten lässt sie sich von ihrem Glauben an das Gute im Menschen nicht abbringen. Dem Buch gelingt es, dokumentarische Elemente sehr gekonnt mit dem Erzählerischen zu verknüpfen und uns damit an einer ergreifenden und fesselnden Geschichte teilhaben zu lassen. Immer wieder kommt es in diesem Buch zu Momenten, die eine enorme Wucht haben, die uns emotional aufgewühlt und damit das menschliche Chaos der Hauptfigur nahegebracht haben.“
Chris Krikellis und Lisa Zoe Geretschläger für
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„Ein filmisches Essay das Fragen aufwirft, die heute dringlicher sind denn je, und private und kollektive Erinnerungen auf subtile Weise verwebt: Fragen nach Zugehörigkeit, nach Heimat, nach Grenzen, nach Empathie, nach Menschlichkeit, nach politischem Versagen und nach Verdrängung. Ein Grenzfluss wird zum Sinnbild für Ausgrenzung und Zugehörigkeit. Ein Pathologe kämpft um die Würde von Ertrunkenen. Chris Krikellis zeigt uns Leerstellen und führt uns an Orte, die wir gerne aus unserem Bewusstsein verdrängen würden. Durch seinen persönlichen Blick wird das in diesem Film nicht Gezeigte heraufbeschworen: die schon fast zum Alltag gewordenen Bilder von verzweifelten Menschen in Schlauchbooten, von Ertrinkenden und von aufgetürmten Schwimmwesten an Mittelmeerstränden. Die Kunst dieses Films liegt darin, uns in eine Seelenlandschaft zu führen und das fragile Konzept von Identität vor Augen zu halten.“
„Montage kann uns Bilder sehen lassen, die wir nicht sehen. Es ist die Kunst des Weglassens, die auf die Imagination der Zuschauer*innen vertraut. Wir sehen Fotos eines Menschen – erfroren in einer Nacht im Nirgendwo – und sehen sie doch nicht. Montage kann Einzelschicksale in einen größeren Kontext setzen und Zeitebenen miteinander verbinden. Der Editorin dieses Films gelingt es, uns durch das meisterliche Verweben von Off-Texten und Naturgeräuschen, Konkretem und Abstraktem an einen Ort zu führen, an dem Leben und Tod, Hoffnung und Verzweiflung so dicht beieinander liegen.“
Eva Egermann & Cordula Thym für
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“We, the jury for the Diagonale Prize Innovative Cinema, spent our time discussing how the films in our selection made us imagine better futures, new cinemas, new ways of working, and being in the world. We took to heart an American writer, film blogger, and critic Girish Shambu’s manifesto for a new cinephilia, where he imagines a new cinephilia with ‘a broader definition of pleasure: it values the aesthetic experience of cinema, but it demands more. It finds pleasure, additionally, in a deep curiosity about the world and a critical engagement with it.’ This year’s winner for us encompassed all of these things, a playful and accomplished experimentation with form and structure which flows directly from the foregrounding of the infrastructure of representational justice in filmmaking and watching. In this film, we found space and joy imagining a world where we and the world might be changed through a critical engagement with issues of disability justice through film, we look forward to seeing what the future holds for this filmmaking team.“
David Lapuch für
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„Der Diagonale-Preis für den besten Kurzspielfilm geht an einen Film, der uns gleich auf mehreren Ebenen überrascht: einerseits durch seine erzählerische Eigenständigkeit, andererseits durch seine eigenbrötlerische Weirdness. Ein Film, der über Tiramisu spricht, in dem Vogelspinnen Schnaps trinken, verlorene Pferde einem in den Garten scheißen – dabei aber von großen, tragischen Themen des Lebens erzählt, und das mit einer Leichtigkeit, die fast vergessen lässt, welch dramaturgische Meisterleistung das ist. Dazu ein brillantes Ensemble, das die Burg in den Schatten stellt – und das alles an einer Würschtlbude in der Steiermark. You just make it look easy – und wir alle wissen, wie schwierig das eigentlich ist.“
Karin Berger für
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„Über 25 Jahre lang hat Karin Berger das Material für diesen Film ruhen lassen, um sich den Aufnahmen nun wieder zuzuwenden. Bereits 1997 gedreht, gestaltet sich der Film zu einer Reise durch gleich mehrere Zeiten und wird schließlich zu einem Sprung in die Geschichte und Seele einer Person, die es bestens versteht, von Menschlichkeit in einer von Gewalt geprägten Zeit zu erzählen. Seit Jahrzehnten begleitet die Filmemacherin die Familie Stojka und kehrt – angetrieben durch die anhaltende Notwendigkeit, diese Zeit- zeug*innenberichte sichtbar zu machen – immer wieder mit Feingefühl und Respekt zu deren Erinnerungen und Erzählungen zurück. Mit herzlicher Lebenskraft und Intelligenz widmet sich in Wankostättn einer Leerstelle in der österreichischen
Olga Kosanović für
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„Wie lange können Sie sich den Donauwalzer in einer Telefonwarteschleife anhören? Vor allem dann, wenn Ihre eigene Zukunft auf dem Spiel steht? Vladimir muss aus erster Hand erfahren, wie absurd der österreichische Bleiberechtsprozess sein kann: 8.400 Euro soll er verdienen, ohne jedoch eine Arbeitserlaubnis zu besitzen – er hat Angst, jederzeit seine hart erarbeitete Existenzgrundlage zu verlieren und seiner Tochter Marina damit die Zukunft zu rauben. Dennoch scheint die Welt in Ordnung, wenn die beiden zusammen sind. Das Publikum fühlt mit, wie Vladimir verzweifelt versucht, dieser misslichen Lage zu entfliehen. Der Kontrast zwischen der Menschlichkeit der Charaktere und der Seelenlosigkeit des Amtes wird unter anderem durch die geschickte Lichtsetzung unterstrichen. Die raffinierte Nachvertonung sowie die hervorragende Leistung des Casts tragen dazu bei, dass man sich leicht in der Geschichte verlieren kann. Am Ende bleibt Schmerz: der Schmerz, nicht zu wissen, was morgen kommt, der Schmerz, nicht gewollt zu sein – oder der Schmerz, seinen eigenen Daumen zu verlieren.“
Judith Kaufmann, Martin Reiter und Marie Kreutzer
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“Giving rich, sensual, and wildly cinematic form to a film that combines the avant garde with the deeply classical. In which a horseback gallop through a windswept field carries similar dramatic weight to the arched eyebrow of a luminous leading lady, our cinematography winner makes use of every avenue of the camera’s expressive potential. The endlessly witty and inventive framing as well as the use of light and shadow so striking it feels like you could reach out and feel the texture of the image beneath your fingers is an outstanding contribution to the movie.”
“To combine period-accurate detail with deliberately disruptive, modern elements is quite a challenge, but perhaps an even bigger challenge is knowing when to stop. The production design winner manages to be both edgy and unobtrusive, so while sometimes you don’t consciously notice the anachronisms, the subconscious effect of strangeness and dislocation – of a woman born out of time and adrift in her own surroundings – is unmistakable. Martin Reiter manages to throw a subtle 21st-century lifeline to a legend long trapped in the corridors of the 19th century.”
„Der Thomas Pluch Hauptpreis geht an eine sehr präzise und klar konstruierte Filmerzählung, die trotzdem Raum für überraschende und unerwartete Momente lässt. Sehr elegant und klug wird die Geschichte einer Befreiung erzählt. Die Hauptfigur durchlebt einen Prozess, an dessen Ende sie sich ein Alter Ego formt. Die Szenen sind sehr visuell geschrieben, auch sehr körperlich, wodurch das Lesen dieses Buches zu einer beinahe sensorischen Erfahrung wird. Immer wiederkehrende Motive, wie etwa das Wasser am Beginn bis schließlich am Ende, schaffen eine eng geflochtene Struktur. Dem Drehbuch gelingt es, eine Figur, die historisch und filmisch extrem vorbelastet ist, neu zu beleuchten. Man kann sich mit ihr identifizieren, ohne sie sympathisch finden zu müssen. Diesem vermeintlich verstaubten Sujet des Historienfilms wird neues Leben eingehaucht.“
Claire Dubien für
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Gerhard Liebmann für
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„Seine Härte ist sein Schutz. Gegen die Zumutungen einer Existenz, die ihn zur Geisel seiner Ängste macht. Das Aufbrechen seiner emotionalen Verpanzerung zeichnet Gerhard Liebmann in Eismayer auf so eindringliche, eindrückliche Weise, dass die Jury einstimmig dafür votiert hat, ihm den Schauspielpreis als bester Darsteller dieser Diagonale zuzuerkennen.“
Kálmán Nagy für
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„Etwas ist geschehen. Wir wissen noch nicht was, werden aber über präzise gesetzte Erzählschritte an den Kern des Konflikts herangeführt – und schließlich hineingesogen in ein Dilemma von existenzieller Tragweite. Die Beteiligten scheinen zunächst nach klar zugeteilten Rollen zu agieren, überraschen jedoch bald durch äußerst ambivalente und dennoch in jedem Fall nachvollziehbare Aktionen. Statt sich moralisch gefällig zu positionieren, lädt der Stoff dazu ein, Themen wie Verantwortung, Schuld, Loyalität oder Umgang mit Gewalt in ihrem irritierenden Facettenreichtum zu betrachten. Als der neunjährige Ábel einen Mitschüler beschuldigt, ihn physisch anzugreifen, konfrontiert Ábels Vater die Eltern des vermeintlichen Täters. Aber sein Eingreifen in den Konflikt hat weitreichende Konsequenzen und die Frage nach richtigem oder falschem Handeln – wer hier Opfer und wer Täter ist – wird zunehmend unklarer. Auf eindringliche Weise zwingt uns die Geschichte zum Reflektieren und Hinterfragen der eigenen, oft eingeschränkten, Perspektive. Ein Drehbuch, das auf vorbildliche Weise vom Einfachen ausgeht und in atemberaubend komponierte Komplexität mündet.“
Evelyn Faye für
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„Vier junge Erwachsene. Sie sind Tänzer:innen, Opernliebhaberin, Poetin, Aktivistinnen, Kellnerinnen, Sportlerinnen. Sie leben selbständig, alleine oder in Partnerschaft, sie haben große Pläne für ihr Leben – Jobs, Heirat, Familie. Und sie haben das Down-Syndrom. Evelyn Faye erhielt von den Ärzten nach der Geburt ihrer Tochter ebenfalls diese „Diagnose“, erzählt sie eingangs, und setzt eine Frage dagegen: „Was bedeutet sie für dein Streben nach Glück?“ Wir sehen ihren Blick auf das fröhliche Kind, voller Zuversicht, dass diesem ein selbstbestimmtes Leben gelingen wird. Diese Hoffnung gründet sich überzeugend auf die einfühlsamen und gewitzten Portraits der vier Protagonist:innen. Das Down-Syndrom tritt in den Hintergrund der Erzählung. Wir sehen den Alltag, die Interessen, das Tun und Lassen, die Sorgen und Nöte von jungen Menschen – und wir sehen sie innerhalb einer Welt, in der ihre Besonderheit zur Normalität geworden ist. Im Interview auf der Filmwebsite sagt die Filmemacherin, sie habe den Film als Liebesbrief an ihre Tochter gemacht, statt eines Tagebuchs, wie sie es den anderen Kindern zu deren Erwachsenwerden gewidmet hat. Doch neben der Liebe, an der er uns teilhaben lässt, macht der Brief seiner Empfängerin Mut auf ein Leben ohne Ängste und Zweifel, am Beispiel von Menschen, die das schon geschafft haben. Der Optimismus, der starke Wille zu einem selbstbewussten Leben überträgt sich auf den Zuschauer – und beflügelt selbst jene, die nicht gegen Widerstände und Vorurteile ankämpfen müssen auf dem Weg zu sich selbst“
Karin Berghammer für
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„Alltagspraktische filmische Beobachtungen, verbunden mit Anregungen, Sachverhalte und übliche Abläufe neu zu sehen, anders zu bewerten. Philosophische Reflexionen über Dinge, die auf den ersten Blick banal erscheinen. Der Film überzeugt durch die immer wieder überraschende Verbindung von Gegensätzlichem, eine gute Kamera und eine schlüssige Dramaturgie. Der Film widmet sich dem Müll und seiner Entsorgung: in der Stadt wie auf dem Land. Die enormen Müllmengen werfen ökologische Fragen auf und sagen andererseits auch viel über die Menschen aus. Ein Protagonist des Films erzählt, dass ein Blick in die Mülltonne Intimes über die Besitzer:innen offenbart. Die Philosophin und Künstlerin Elisabeth von Samsonow folgt dem Weggeworfenen – dem, wie sie sagt, ‚Exkrement der Gesellschaft‘ – zu seiner jeweils nächsten Bestimmung: vom Müllwagen in die Verladestation bis hin zur Kompost- und Kläranlage. Tiefgründig und humorvoll ordnet sie das Gesehene ein, erstaunt uns mit ihren Assoziationen und Interpretationen. ‚Man kann nichts wirklich loswerden, es bleibt alles da‘, mahnt Elisabeth von Samsonow. Ihre Gedanken klingen in uns nach.“
Katharina Mückstein für
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Preis Innovative Produktionsleistung der VAM für außergewöhnliche Produktionsleistung im Bereich Film— Samsara Filmproduktion und Graf Filmproduktion für RUBIKON (Produzent*innen Loredana Rehekampff, Andreas Schmied und Klaus Graf) — Aichholzer Filmproduktion für ROTZBUB (Produzenten Josef Aichholzer und Ernst Geyer) — Film AG für CORSAGE (Produzent*innen Alexander Glehr und Johanna Scherz) |
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