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Voodoo Jürgens - Der Musiker und Schauspieler im Gespräch
In deinem Song Es geht ma ned ei singst du: „Waunns ned glei geht, daunn azwingt ma sei Glick / So hob i’s gseng in die oidn Füm.“ Kannst du dich noch an den ersten österreichischen Film erinnern, der dich beeindruckt hat?
Ja, vor allem die Klassiker INDIEN und MUTTERTAG, mit denen ist man irgendwie aufgewachsen. Den Schmäh von den Filmen haben viele in der Schule so nebenbei rezitiert, teilweise fast den halben Film. Wobei es sich bei mir eigentlich auf diese zwei Filme beschränkt.
Weißt du noch ein Zitat, das damals besonders im Umlauf war?
„Champignons so aussabochn.“ (lacht)
Voodoo Jürgens ist ja bis zu einem gewissen Grad eine Kunstfigur. Was war bei dir zuerst da – die Musik oder das Schauspielern?
Als Kind war ich ein riesiger Fan von der Mini Playback Show. Bevor ich Instrumente spielen konnte, hab ich schon performt. Wenn’s nur ein Besen war, mit dem ich mich hingestellt hab und Bands nachgemacht hab. Einfach so tun, als ob. Ich hab mir immer vorgestellt, wie leiwand das wär, dort wirklich aufzutreten und so hergerichtet zu werden. Meine Mutter hat ein bisserl Akustikgitarre gespielt und wollte, dass ich auch spiele, aber ich hab das immer verweigert. Das war in meinem Umfeld auch nicht so das Ding. Erst so mit 15, 16 hab ich die Gitarre geschnappt, und da hat sich mein Musikgeschmack auch verändert – Tocotronic zum Beispiel. Das war in einem Bereich, wo ich mir gedacht hab: das kann ich selber auch hinbekommen.
Deine Schauspielkarriere begann mit ANOTHER COIN FOR THE MERRY-GO-ROUND. War das geplant oder Zufall?
Das war eher ein Zufall. Ein Freund in Tulln hatte eine Videokamera. Bei einer Clubveranstaltung haben wir dann unseren ersten „Trashfilm“ gemacht – wir haben’s so genannt. Da waren Spielszenen von mir drinnen, wo ich mich verkleidet hab, Blödsinn gespielt hab, aber auch andere Sachen reingeschnitten wurden, so collagenmäßig. Über ein Musikvideo von Die Eternias hab ich dann den Hannes (Starz) kennengelernt. Er war ziemlich angetan von dem, was wir gemacht haben, und ist in unser Umfeld gekommen. Er hat damals schon ewig an dem Film geschrieben – sechs Jahre oder so – und hat sich gedacht, dass ich für eine Rolle passen würd und so ist das dann entstanden.
Mit RICKERL warst du zum ersten Mal in einer Hauptrolle einer großen Produktion. Wie hat sich das angefühlt im Vergleich zu den kleineren Filmen wie ANIMAL?
Es hat sich gar nicht so extrem anders angefühlt, weil ANIMAL direkt davor war. Das war ein fließender Übergang zwischen den Produktionen, fast wie bei einem „echten Schauspieler“. Die Arbeit mit Adrian Goiginger war auch ein langer Prozess. Ursprünglich war die Idee, die Lieder meiner ersten Platte zu verfilmen, und dann ist immer mehr draus geworden – eine Geschichte. Ich war von Anfang an im Schreiben dabei, also nicht nur Schauspieler. Das hat’s leichter gemacht. Hätte ich ein normales Casting bei einer Riesenproduktion gemacht, wär das sicher härter gewesen.
In RICKERL verschmelzen Elemente aus deinem Leben mit Fiktion. Wie war die Zusammenarbeit mit Adrian Goiginger für dich?
Mir war wichtig, dass es keine Biografie wird, das hätt ich komisch gefunden. Adrian wollte viel von mir als Mensch zeigen, und wir haben uns dann ausgemacht, wo die Grenze ist. Das war so ein bisschen das Spannende auch daran oder unser ganz persönliches Duell um die Frage: Wo macht man Kompromisse? Das ist ähnlich wie beim Songschreiben: Ich nehme schon Dinge aus dem Leben, aber ich misch immer etwas dazu, dass es nicht eins zu eins ist. Mehrere Wahrheiten gleichzeitig, das find ich spannend.
RICKERL war ein Kassenerfolg und hat dir gleich mehrere Preise eingebracht. Macht das Druck für die Zukunft?
Beim Musizieren spür ich mehr Druck – das ist mein Hauptding. Beim Film ist es eher so, dass ich mir genau anschaue, was mir taugt. Was mit RICKERL passiert ist, war für mich fast surreal. Die Preise und Auszeichnungen – das war schön, aber ich muss das nicht wiederholen. Wichtig ist, dass ich mir Rollen aussuche, die spannend sind. Ich hab gar nicht den Anspruch, wieder eine Hauptrolle in einer Riesenproduktion zu spielen.
Deine Musik lebt stark von dem Spiel mit Sprache und Dialekt. Wie war das vor der Kamera?
Bei RICKERL war der ja Dialekt gefordert. Das Problem war eher, dass Adrian witzigerweise die Angewohnheit hat, seine Drehbücher auf Salzburgerisch zu schreiben– das hat nicht gepasst. Da entstehen ganz andere Satzkonstruktionen und Wörter. Darum hab ich Georg Biron dazugeholt, ein Wiener Original, der das schon öfter gemacht hat. Er hat das ins Wienerische übertragen, ich hab’s auswendig gelernt und dann trotzdem wieder viel improvisiert. So hat’s schlussendlich auch funktioniert.
Hattest du filmische Vorbilder? Und inspiriert dich Film auch musikalisch?
Ich hab immer Phasen. Manchmal schau ich extrem viele Filme, manchmal fast gar keine. Filme können für Musik aber sogar inspirierender sein als Bands. Bei Musik ist die Gefahr größer, dass man unbewusst kopiert. Viele meiner Songs sind eh wie kleine Filmszenen – Settings, in die man direkt reingeworfen wird. Der Dialekt trägt dazu bei, weil er so detailreich ist. Da kannst du beschreiben, wie die Couch riecht, das macht’s filmisch.
Viele deiner Songs handeln von vergessenen Orten Wiens. Gibt’s auch ein Kino, das dir besonders am Herzen liegt?
Wien ist eh noch gesegnet mit ein paar alten Kinos, die gut beieinander sind. In Tulln gab’s auch eines. Der Besitzer war mit Leidenschaft dabei. Später ist dann eine große Kette gekommen und hat’s verdrängt. Das war schade, weil er das Kino wirklich aus Leidenschaft gemacht hat. Diese riesigen Kinokomplexe draußen im Gewerbegebiet find ich komisch. Ohne Auto kommt man gar nicht hin, wahrscheinlich gibt es aber auch einen Bus…
Dürfen wir uns schon bald auf ein neues Filmprojekt oder Album freuen?
Ein fixes Filmprojekt gibt’s grad nicht, aber die neue Platte kommt nächstes Jahr raus!