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Blickpunkt V'25: Othmar Schmiderer - zwischen Mensch und Natur
Othmar Schmiderer lässt durch seine Bilder die Natur sprechen, beispielsweise in den österreichischen Alpen – und hält den Zuschauer:innen vor Augen, was wir Tag für Tag aufs Spiel setzen. Bei einem Balanceakt zwischen Tradition und Innovation lässt Schmiderer die Hoffnung aber nie zu kurz kommen, und entlässt das Publikum nicht ohne Lichtblick.
Othmar Schmiderer begann 1980 seine Tätigkeit am Theater, 1983 begann er seine Filmarbeit. Er assistierte in verschiedenen Funktionen bei zahlreichen Dokumentar- und Spielfilmen, unter anderem auch bei VALIE EXPORT. Seit 1987 ist er unabhängiger Filmemacher in Wien und Grafenwörth und gründete 2009 die Produktionsfirma o.schmiderer filmproduktion.
In ELEMENTS OF(F) BALANCE begleitet Schmiderer Wissenschaftler:innen und Landwirt:innen in unterschiedlichen Landschaften mit einer Vision von Zusammenarbeit und Innovation für ökologische Nachhaltigkeit. Wenn man Schmiderers Filmhistorie betrachtet, erkennt man, wie sie seiner Neuerscheinung den Weg geebnet hat – sein tiefes Verständnis für seine Umwelt und Protagonist:innen, die fast wie eine Symbiose erscheint.
Eines seiner Frühwerke, AM STEIN (1996), beschäftigt sich mit den Interessen und Konflikten der Almbauern in einem traditionellen Fremdenverkehrsgebiet, am östlichen Dachsteinstock in den nördlichen Kalkalpen. Gemeinsam mit dem Schritsteller Bodo Hell, der mittlerweile als im Dachsteingebirge verschollen gilt und der ihn auch zur Landwirtschaft in seinem späteren Film DIE TAGE WIE DAS JAHR (2019) brachte, erkundet er die Mythen dieses Gebietes und befasst sich andererseits konkret mit der realen Lebenswelt einer dortigen Hochalm und ihres Personals.
Gerade – anlässlich des Oktoberfests – sieht man sie überall: die Tracht. Das Thema ist also noch immer brandaktuell, für einen großen Teil der österreichischen Bevölkerung wohl immer noch nicht aus der Mode gekommen – trotz der durchwachsenen Geschichte dieses Kleidungsstückes. Schmiderer betrachtet diese Geschichte in STOFF DER HEIMAT (2012) mit wachsamen Blick und von allen Seiten – zwischen Ritual und Lebenshaltung, politischer Bedeutung, gesellschaftlichem Stellenwert und überbordendem Symbolcharakter.
DIE TAGE WIE DAS JAHR (2019) begleitet über den Zeitraum eines Jahres die landwirtschaftliche Arbeit von Gottfried und Elfie auf einem kleinteiligen Gehöft im Waldviertel. Die beiden sind durch ökologische Wirtschaftsweise und Selbstvermarktung weitgehend unabhängig. Der Film erkundet die Tiefenstruktur eines realisierten Traums vom autonomen Leben im Einklang mit der Natur, lotet dessen Abläufe, Gesetze und Regeln aus und lässt sie über formale, serielle Erzähltechniken spürbar werden. Der Film heftet sich diesem Leben auf die Spur, baut ohne Kommentar und Erklärung eine Erzählung auf, die die verbreitete ressourcenzerstörende Praxis des Landwirtschaftens und ungezügelten Verbrauchens ad absurdum führt und spüren lässt: Es geht auch anders.
Schmiderers Arbeit durchzieht ein Interesse für die Menschen, die er abbildet – nie von Oben herab, sondern mit sehr viel Empathie. So schafft er filmische Monumente und macht Kultur erlebbar – und birgt einen Hoffnungsschimmer für die Zukunft.


