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"Keine Red Carpets und VIPs" - Interview zum Crossing Europe Filmfestival
Was macht das CROSSING EUROPE Filmfestival so besonders?
CROSSING EUROPE hat sich seit Anbeginn einem niederschwelligen Zugang verschrieben, soll heißen: Es gibt keinen Red Carpet oder VIP-Bereiche. Bis auf die Festivaleröffnung sind alle Veranstaltungen des Festivals frei zugänglich (Filmvorstellungen zu regulären Kinoticketpreisen, Rahmenprogramme und Nightline-Partys bei freiem Eintritt). Zudem hat ein Großteil der Filme im Programm keinen regulären Kinostart, d.h. die Filme sind eigentlich nur in Linz beim Festival zu sehen. Außerdem achten wir bei der Programmierung auf Diversität – in Bezug auf Sprachen, Geographie, Gender, Regionen, künstlerische Handschriften etc. – und auf ein ausgewogenes Gender-Programming. Was uns auch noch wichtig ist, ist Filme aus europäischen Ländern zu präsentieren, die selten bis gar nicht in Österreich zu sehen sind – dieses Jahr zeigen wir z.B. Filme aus Ländern wie Georgien, Island, der Ukraine und aus dem Baltikum.
Was würdet ihr dem Publikum auf eurem Festival raten?
Wir würden uns sehr freuen, wenn das Publikum neugierig und offen in das Festival geht. Besonders in diesem Jahr haben wir in allen Programmsektionen sehr viele Debütfilme oder zweite Filme in Programm, d.h. das Publikum wird viele der Namen der Regisseur:innen nicht kennen – aber genau das macht CROSSING EUROPE aus, das Entdecken und Präsentieren neuer Stimmen des europäischen Autor*innenkinos.
Warum habt ihr als Standort Linz gewählt?
Das hängt mit der Gründung des Festivals zusammen. 2003 hatte Wolfgang Steininger, der frühere Geschäftsführer der Programmkinos in Linz (Moviemento, City-Kino), die Idee, in Linz ein Filmfestival zu installieren – darum hat er Christine Dollhofer eingeladen, das Vorhaben mit ihm umzusetzen, die zu dem Zeitpunkt mehrere Jahre lang die Diagonale sehr erfolgreich geleitet hat. Und das haben die beiden dann auch gemacht.
Was war eine besondere Herausforderung dieses Jahr?
Die größte Herausforderung dieses Jahr war die Teuerung, die sich in allen Bereichen der Festivalorganisation niederschlägt. Das beginnt bei Raummieten, Hotelnächten, geht weiter bei Filmmieten – die internationalen World Sales haben die Tarife teilweise extrem erhöht – und betrifft letztendlich auch Gehälter und Honorare der Teammitglieder.
Ihr seid seit dem Festival 2022 Festival-Leiterinnen. Das ist heuer also euer 2. Festival – Was habt ihr aus dem letzten Jahr gelernt?
Zu zweit ein Festival zu leiten bringt eigentlich nur Vorteile – man kann sich beraten, man kann gemeinsam Ideen entwickeln und man kann sich in manchen Bereichen die Arbeit besser aufteilen, abhängig davon, wo man gerade gebraucht wird. Aus dem letzten Jahr haben wir gelernt, dass jede Festivalausgabe Überraschungen mit sich bringen kann, dass wir ein großartiges Team an unserer Seite haben, und dass man die Ausdauer und die Neugierde des Publikums nie unterschätzen darf.
Was ist der eindrucksvollste Film, der am Festival läuft? Und warum? Also, welchen Film sollte man nicht verpassen?
Das ist eine Frage, die sich so nicht beantworten lässt. Wir stehen hinter allen Filmen im Programm. Wer die Lebenswelten junger Menschen in Europa kennenlernen will, ist bei der YAAAS! Competition gut aufgehoben. Die Competition Fiction hält „edgy“ Spielfilme mit zum Teil surrealem Touch bereit. Sozialkritisch aufgestellt ist die Competition Documentary und unser Tribute an die griechische Schauspielerin Angeliki Papoulia entführt das Publikum in die sogenannte „Greek Weird Wave“.
Habt ihre eine Präferenz: Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilm?
Alle drei gleich. 🙂
Es ist die 20. Ausgabe vom CROSSING EUROPE Filmfestival. Was wird euer Jubiläums-Special sein?
Anlässlich der 20. Ausgabe wurde die Präsenz des Festivals in der Stadt Linz verstärkt. Als Kick-off haben wir am 21. April das „Jubiläums-Open-Air“ beim Lentos Kunstmuseum veranstaltet. Dort lief der allererste CROSSING EUROPE-Eröffnungsfilm überhaupt (1. Festivalausgabe im Jahr 2004), der Dokumentarfilm ÜBER EINE STRASSE (AT 2004) von Edith Stauber und Michaela Mair.
Dieser Film, der auch nochmals beim Festival im Kino gezeigt wird, verkörpert eine der Säulen des Festivals – die Präsentation von Filmschaffen mit Oberösterreich in der Sektion „Local Artists“. Die zweite programmatische Säule des Festivals umfasst die Präsentation junger Stimmen des europäischen Autor:innenkinos – das war von Anbeginn Teil der Festival-DNA. Und in diesem Zusammenhang haben wir im Filmarchiv gekramt, und den Eröffnungsfilm aus dem Jahr 2005 ausgewählt, es handelt sich dabei um den Omnibusfilm LOST AND FOUND. Hierfür wurden sechs, damals junge, eher unbekannte Filmemacher:innen aus dem östlichen Europa eingeladen, ihre ganz persönliche „Generations-Geschichte” in Form eines Kurzfilms zu erzählen. Inzwischen zählen einige dieser Regisseur*innen zu den Fixsternen des europäischen Kinos, wie etwa Jasmila Žbanić, Cristian Mungiu oder Kornél Mundruczó. Was uns ganz besonders freut: wir können LOST AND FOUND auf 35mm im Kino vorführen, was in Zeiten des DCPs (Digital Cinema Packages) schon eher selten ist.
Von 30. April bis 30. Mai kommt CROSSING EUROPE 2024 wieder zu euch nach Hause: CROSSING EUROPE Extended