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Feminist Perspectives EXTENDED - Die Panels im Livestream

Zwei Panels vertiefen die im Festivalprogramm aufgeworfenen Fragen: Ein Panel widmet sich Ableismus im Kulturbetrieb, medialer Repräsentation und strukturellen Barrieren an Hochschulen und Universitäten. Ein weiteres Panel diskutiert Fragen der Normkonstruktion, Community-Bildung, SoFEMINIST PERSPECTIVES OF DISABILITYFEMINIST PERSPECTIVES OF DISABILITYlidarität und radikaler Selbstliebe als politischen Akt. Bei uns waren die beiden Panels via Livestream auf der Website verfügbar, für die, die nicht vor Ort sein konnten.

 

PANEL 1 Samstag 6.12., 17:00 | LIVE STREAM
ACTIVISMS TO ACTIVATIONS

mit Ema Benčíková und Mikki Muhr (OFFENE redAKTION, Nachfolgeprojekt des Crip Magazines) Jannik Franzen (AG Barriereabbau und Genderdiversität | die regisseur*innen) Julia Moser (Verein Frauen* mit Behinderungen) Philipp Muerling, Moderation: Bernd Oppl

(Gespräch auf Deutsch, ÖGS)

Im Panel ACTIVISMS TO ACTIVATIONS geht es um Initiativen, unabhängige Interessenvertretungen, Vereine und Aktionen von Einzelpersonen, die aus gelebter Erfahrung auf die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen aufmerksam machen. In der Diskussion sprechen Vertreter:innen, Aktivist:innen und Künstler:innen über die Notwendigkeit von Aktionen, Gemeinschaften und Netzwerken, um Barrieren abzubauen und Gleichberechtigung, selbstbestimmtes Leben und kulturelle Teilhabe zu fördern. Dabei geht es auch um die Arbeit hinter diesen Initiativen und um die Einschätzung der aktuellen gesellschaftlichen Situation für Menschen mit Behinderungen aus der Sicht ihrer Vertreter:innen. Zu den Teilnehmenden gehören Julia Moser vom Verein Frauen* mit Behinderungen, der ersten unabhängigen Interessenvertretung für Frauen* mit Behinderungen in Österreich. Ema Benčíková und Mikki Muhr sprechen über die OFFENE redAKTION, ein Projekt, an dem auch Tanja Erhart beteiligt ist. Während der Projektdauer entstehen Treff- und Verhandlungsräume für Menschen mit Behinderungen, mit chronischen Erkrankungen und ohne Behinderungen. Die OFFENE redAKTION ist ein fortlaufender kollektiver Prozess, entstanden als Fortführung des Crip Magazine von Eva Egermann. Außerdem spricht Jannik Franzen aus der Arbeitsgruppe Barriereabbau und Gender Diversity des Vereins dieRegisseur*innen über die Aktivitäten der Arbeitagruppe. Der Bildende Künstler Philipp Muerling, dessen Film Am Haupteingang (Besuch am Schillerplatz) im Rahmen des Festivals gezeigt wird, spricht über seine künstlerische Arbeit und darüber, wie Filme und dokumentierte Aktionen am Beispiel Am Haupteingang (Besuch am Schillerplatz) dazu beitragen, die Diskussion über Gleichberechtigung in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen.

 

PANEL 2 Sonntag, 7.12., 16:00 | LIVE STREAM
LIVING IN AN ABLEIST WORLD IS BRUTAL… Expectations of Ability

mit Alejandro Bachmann, Eva Egermann, Michaela Joch, Moderation: Constanze Ruhm

(Gespräch auf Deutsch, ÖGS)

Mit Ableismus ist ein komplexes System der Diskriminierung gemeint, das Menschen mit Behinderungen herabsetzt, ausschließt und benachteiligt. Architektonische, institutionelle, strukturelle und sprachliche Ableismen schaffen für Menschen, die den vorherrschenden Hierarchien der Fähigkeiten nicht entsprechen oder aus diesen Vorstellungen von „Norm“ herausfallen, Barrieren. Der Begriff Ableismus, der sich vom englischen Wort „able“ (fähig) ableitet, beschreibt dieses System der Einteilung und Bewertung von Fähigkeiten und den damit verbundenen Diskriminierungen, die Personen oder Gruppen erfahren, die Fähigkeitserwartungen nicht erfüllen. Für Menschen mit Behinderungen gehören Ableismus und die Ausschlüsse, Herabsetzungen sowie die Marginalisierung, die diese produzieren, zu unseren Alltagserfahrungen. Die Erforschung von Ableismus ist ein bedeutendes Feld innerhalb der Disability Studies, das sich kritisch mit diesen Hierarchien und Konstruktionen von Fähigkeit, die Gesellschaften hervorbringen, und mit der Analyse der komplexen Strukturen verinnerlichter Diskriminierungen befasst.

Im Rahmen des Festivals FEMINIST PERSPECTIVES OF DISABILITY beschäftigen sich Künstler:innen und Filmemacher:innen unter anderem mit spezifischen Ableismuserfahrungen und bringen diese durch situierte Sichtweisen zum Ausdruck. Sie schaffen Perspektivenwechsel, zeigen inklusive Wege auf, stellen Fähigkeitserwartungen in Frage und formulieren Institutionskritik. Im Panel sprechen Alejandro Bachmann, Eva Egermann und Michaela Joch über Ableismus im Kulturbetrieb, über mediale und filmische Repräsentation von Behinderung sowie über Fähigkeitserwartungen und die damit verbundenen Barrieren und Ausschlüsse an Hochschulen und in der akademischen Praxis.

 

Alejandro Bachmann ist Kulturarbeiter mit Schwerpunkten im Vermitteln von und Schreiben über Film sowie in der Zusammenstellung von Filmprogrammen mit Fokus auf dokumentarische und experimentelle Formen. 2010 bis 2019 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter, später Leiter der Abteilung „Vermittlung, Forschung und Publikationen“ des Österreichischen Filmmuseums. Er ist seit 2023 Professor für Filmgeschichte und Filmtheorie an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Dort entwickelt er gemeinsam mit Katja Lell das Projekt „All Disabled Selves“, eine Forschungsgruppe, die das Spannungsverhältnis von Ableismus und Kino auf theoretischer, struktureller und institutioneller Ebene untersucht.

Eva Egermann ist Künstlerin und lebt in Wien. In ihrer künstlerischen und textuellen Praxis befasst sie sich mit aktivistischen Bewegungen, Subkulturen verschiedener Zeiten und überarbeitet Kategorien und politische Bedingungen von Fähigkeit/Schwäche und nicht-konformen Körpern neu. Im Jahr 2012 hat sie das Zeitschriftenprojekt Crip Magazine ins Leben gerufen. Sie zeigt ihre Arbeiten weltweit in Ausstellungen, Festivals und hat mit ihrer künstlerischen Forschung an Konferenzen teilgenommen. Gemeinsam mit der Filmemacherin Cordula Thym produzierte Eva Egermann eine dokufiktionale Fernsehshow namens C-TV (Wenn ich Dir sage, ich habe Dich gern…), die auf repräsentationskritische und humoristische Weise eine Utopie einer inklusiven Film- und Medienwelt entwirft. 2023 erhielten die beiden dafür den Preis für Innovatives Kino der Diagonale.

Michaela Joch arbeitet an der Universität Wien im Bereich Inklusive Pädagogik und ist seit 2017 als freiberufliche Trainerin und Vortragende tätig (u. a. für myAbility). In ihrer Dissertation an der WU Wien erforschte sie die Zugänglichkeit österreichischer Universitäten und entwickelte daraus Perspektiven auf inklusive Arbeits-, Bildungs- und Gesellschaftsstrukturen. Sie ist Mitglied des Monitoringausschusses zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und Mitgründerin des Kompetenzteams Frauen* mit Behinderungen (ÖBR). Ihre Erfahrungen prägen auch ihre künstlerische Praxis, in der sie sich mit Behinderung, Empowerment und gesellschaftlichem Wandel beschäftigt.